Die Gemeinde Assamstadt ist nicht gerade reich gesegmet mit historischer Bausubstanz, da die Gemeinde immer am Rande lag und in der Vergangenheit weder vermögende noch besonders bedeutende Persönlichkeiten hier wohnten. Dennoch gibt es auch heute noch erstaunlich viele Gebäude, die vom meist kärglichen Leben der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten erzählen.
Unsere besondere Aufmerksamkeit erweckten dabei neben den Kirchen und der Asmundhalle folgende Gebäude:
Ehemaliges Milchhäusle
Milchhäusle - ein täglicher Treffpunkt
Auch nach dem 2. Weltkrieg war Assamstadt bäuerlich geprägt. Die Warengenossenschaft baute deshalb nicht nur das "Lagerhaus", sondern ebenso das "Haus der Bäuerin" in der Oberen Bachgasse. Noch im Jahr 1960 gab es in Assamstadt 260 Bauern, die in diesem "Haus der Bäuerin" jeden Tag ihre Kuhmilch ablieferten. Deshalb wurde das Gebäude auch "Milchhäusle" genannt. Dort konnte man auch Käse und Butter kaufen. Natürlich nutzten die Landwirte diesen Ort und die notwendigen Wartezeiten, um alle Neuigkeiten auszutauschen, eine richtige Tratschecke entstand.
Im hinteren Teil des Gebäudes war eine Gemeinschaftswaschküche mit zwei großen Waschmaschinen für je 8 kg Wäsche untergebracht. Im oberen Geschoss befand sich ein kleiner Saal, wo Säcke geflickt wurden oder Versammlungen statt fanden.
Bis 1970 ging die Zahl der Landwirte auf 172 zurück, 1987 gab es nur noch 31 Betriebe. Heute kann man sie an einer Hand abzählen. Deshalb wurde die Milchsammelstelle geschlossen und die Post hielt Einzug, während in der ehemaligen Waschküche eine Quelle-Versand-Agentur eingerichtet wurde. 1997 wurde der Postdienst von Schreibwarengeschäft Keilbach übernommen. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Gaststätte (Gasthaus Sonne).
Alte Kindergärten
Vier verschiedene Kindergärten in einem Jahrhundert
Der erste Kindergarten wurde in Assamstadt am 1. August 1894 eröffnet, und zwar in der Mergentheimer Straße (heute Nr. 47, also weit weg von der Ortsmitte).
Im Jahr 1908 wurde der Kindergarten mit Schwesternstation in ein Haus im Zentrum verlegt, genau dort hin, wo heute die Bach-Apotheke steht. Gerhard Hügel (†) kann sich noch gut daran erinnern: "Alle 90 Kinder waren in einem Raum, und zum Spielplatz musste man über die Straße gehen" Das war allerdings ungefährlich, denn es gab nach dem Krieg nur drei Autos in Assamstadt.
Karl Göbel, der heute älteste Einwohner von Assamstadt besuchte schon diesen Kindergarten, wo eine Schwester für alle hundert Kinder zuständig war. Es ging damals sehr streng zu. Mittags von zwei bis vier Uhr mussten alle Kinder auf den Bänken schlafen. Die Schwester führte Aufsicht und betete dabei den Rosenkranz. Wenn ein Kind aufsah, gab es mit der Rute, erzählte er uns.
Marienheim
Froh war man über den Bau des Marienheims im Jahr 1950: Der große Saal bot Platz für zwei Gruppen, später fand eine dritte Gruppe notdürftig auf der Bühne Platz. Neben dem Kindergarten beherbergte das Gebäude die Schwesternstation und ein Altersheim. 1984 – 1986 wurde hinter der neuen Kirche ein Kindergarten für 3 bis 4 Gruppen gebaut, der auch den heutigen Ansprüchen genügt, zumal er erst in jüngster Zeit nochmals erweitert wurde.
Alte Schule
Eine fast versteckte Spur
Vor dem Jahre 1846 befand sich die Schule im damaligen Rathaus, und zwar die kleine Schule sogar bis zum Jahr 1885.
Anno 1846 wurde an der Bobstadter Straße ein neues Schulhaus gebaut. Damals war man der Meinung dass dieses Schulhaus den idealen Standort hat, etwas zurück von der Straße mit einem geräumigen Vorplatz. Dort wurde gespielt und geturnt. Wie Gerhard Hügel uns erzählte, gab es nur ein einziges Turngerät: „ Zwei Holzpfosten mit einer Eisenstange, also ein primitives Reck”.
Auch in der Nachkriegszeit mussten die Kinder Holz zum Heizen der Schulräume mitbringen. Obwohl das Schulhaus den Ansprüchen nicht mehr genügte, wurde es nach 1950 lediglich umgebaut und mit einer Heizung versehen. Im Jahr 1959 erhielt die Schule endlich eine Turnhalle (linkes Gebäude). Dort konnten auch Feste stattfinden, an Fastnacht gab es jetzt die ersten Prunksitzungen. Nach der Schulreform in den 70er Jahren blieb die Grundschule in Assamstadt, die Hauptschüler mussten nach Bad Mergentheim.
Im Schuljahr 1978/79 war es dann endlich so weit, die neue Grundschule in der Hafengasse konnte bezogen werden. Weil man für das alte Schulhaus nicht schnell eine Verwendung fand, wurde es 1983 abgerissen und an der selben Stelle ein Feuerwehrgerätehaus gebaut. Seit dem Bau der Asmundhalle im Jahr 1985 benutzt die Gemeinde die alte Turnhalle als Bauhof.
Vom alten Schulhaus aus gehauenen Natursteinen blieb nur eine Sandsteinrosette übrig, die jetzt den Giebel des Feuerwehrgerätehauses ziert.
Der 93 Jahre alte Karl Göbel erzählte uns: "In der alten Schule ging es ganz anders zu. Es war alles viel strenger. Wenn wir zum Beispiel nicht folgten, dann bekamen wir Buben einen Schlag mit dem Schlüssel auf den Kopf, oder uns wurde der Hintern versohlt. Die Mädchen bekamen Tatzen auf die Finger, so dass es manchmal anschwoll. Auch Fehler im Diktat wurden mit Stockhieben bestraft. Wer in der Schule nicht besonders gut war, erhielt oft fürchterliche Schimpfwörter"
https://www.assamstadt.de/die-gemeinde/historisches/gebaeude-erzaehlen.html#sigProId07260f4938
Rathaus
Das Assamstadter Rathaus in der Ortsmitte wurde 1930 unter schwierigen Umständen erbaut, da viele Bürger durch den Zusammenbruch der Lagerhausbank ihr Geld verloren hatten.
Das war damals dennoch bitter nötig, denn das alte Rathaus, das unter dem Schultheißen Bleimann erbaut und als Gerichtshaus und Schule diente, war ziemlich herunter gekommen.
In den 50er Jahren wurde das Rathaus vergrößert und ein Feuerwehrgeräteraum angebaut. Bei der Renovierung 1987 verschwand die Arrestzelle neben dem Eingang. Ein kleines Schmuckstück wurde der Bürgersaal im Dachgeschoss, wo in die Fenster des Saals die Wappen der Assamstadter Vereine eingearbeitet wurden.
https://www.assamstadt.de/die-gemeinde/historisches/gebaeude-erzaehlen.html#sigProIdfa855182c1
Ehemaliger Bierkeller
Was eine unscheinbare Senke am Waldrand erzählen kann
Fährt man der Landstraße nach Krautheim entlang, so beginnt etwa 500 m nach Ortsende links der Wald. Kaum 30 m weiter sieht man dort im Wald eine merkwürdige Vertiefung im Hang, die wir beim Lerngang zur Kläranlage entdeckten.
Hier befand sich der Bierkeller. Dieser gehörte dem Gasthaus Schwanen, das in der Krautheimer Straße zwischen der Metzgerei Fischer und dem Lebensmittelgeschäft Scherer stand.
Das Gasthaus zum Schwanen hatte bis 1937 eine eigene Brauerei. Damit das Bier kühl und lange lagerfähig war, brachte man es in diesen Bierkeller, einen tiefen Erdkeller mit einem Ausgang zur Straße hin. Im nahe gelegenen Erlenbachtal befand sich der Eisweiher. Im Winter wurde er mit Wasser ge- füllt, das dann gefror. Das Eis wurde abgebrochen, mit Pferdefuhrwerken hoch zum Bierkeller transportiert und dort eingelagert. Damit sorgte es für die Kühlung des Biers bis in den Hochsommer.
Als der Bierkeller nicht mehr genutzt wurde, stürzte er während des Krieges ein. Lediglich der Eingang war noch zu erkennen. In den 50ger Jahren wurde die Einsturzstelle als Müllkippe verwendet und aufgefüllt.
https://www.assamstadt.de/die-gemeinde/historisches/gebaeude-erzaehlen.html#sigProId3ae3eb65fe
Dachziegel auf den Häusern
Alte Ziegel auf Assamstadts Dächern
Selbst die Ziegel alter Dächer können ein Stück Ortsgeschichte erzählen. Viele dieser Ziegel wurden nämlich in einer der drei örtlichen Ziegeleien hergestellt: Von der Ziegelei Löhlein (Die Familien Alfred und Kilian Scherer werden heute oft noch mit diesem "Hausnamen" angesprochen), die Ziegelei Hammel in der Mergentheimer Straße sowie die Angehörigen der Familie Nied am Sägewerk, die von älteren Leuten heute noch mit "Ziegler" angesprochen werden.
In allen Ziegeleien wurden seit alters her die Biberziegel (im Volksmund "Biberschwanz" genannt) aus Ton hergestellt. Der Ton wurde aus den umliegenden Lehmgruben gewonnen. Beispiel: Löhlein holte den Lehm aus einer Grube an der Straße nach Windischbuch. Sie wurde mit Müll aufgeschüttet.
ber schon 1901 wurden die Ziegel aus Zementbeton gemacht. Davon gab es drei Sorten: Zuerst die Biber, dann die Rautenziegel und später die Falzziegel. Auf der Scheune von Erhard Schies sind noch die Rautenziegel von 1901 zu sehen. Es waren damals schon farbige dabei, die rote Farbe ist heute noch zu sehen. Diese Ziegeleien haben nach dem Krieg aufgehört zu produzieren. Der Zementziegel jedoch wurde bis zur heutigen Zeit in leichter Abänderung zum meist verkauften Ziegel in ganz Europa.
Dieser Beitrag stammt von Sophia Bauer.
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